Die Frauenheilkunde ist der Bereich der Medizin, der sich mit den „Leiden“ der Frau beschäftigt. Ursprünglich war sie ein Teilgebiet der Chirurgie, aufgrund der Zunahme des Wissens ergab sich jedoch der Zwang zur Spezialisierung.
Ignaz Semmelweiß (1818 – 1865) entdeckte in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Ursache des Kindbettfiebers und empfahl die Desinfektion als vorbeugende Maßnahme. Dies war die Geburtsstunde der modernen Geburtshilfe. Weitere Entwicklungen, wie die seit ca. 100 Jahren mögliche Kaiserschnittentbindung, der Einsatz von Antibiotika und die Entwicklung der Ultraschalldiagnostik und weiterer Überwachungsmöglichkeiten unter der Geburt, vermochten sowohl die mütterliche als auch die kindliche Sterblichkeit drastisch zu senken.
Die operative Gynäkologie verdankt ihren Anfang Ephraim McDowell, der 1908 die erste Eierstockzystenoperation durchführte. Seitdem kamen große operative Gynäkologen hinzu, wie die Wiener Gynäkologen Wertheim und Schaut, die noch vor dem Ende des 19. Jahrhunderts die Standardoperation zur Behandlung des Gebärmutterhalskrebses etablierten.
1943 wurde von Papanicolau die zytologische Vorsorgeuntersuchung eingeführt, die weltweit eine der erfolgreichsten Vorsorgeuntersuchungen geworden ist und in Deutschland seit 1971 eine kassenpflichtige jährliche Leistung darstellt.
Zahlreiche technische Fortschritte in der Entwicklung der Ultraschalldiagnostik, Röntgenuntersuchungen, Operationstechniken, wie z.B. die minimal invasive Chirurgie, der Einsatz von computergesteuerten Bestrahlungstechniken und auch nicht zuletzt das Verständnis um die Wirkungsweise der Hormone und deren gezielter Einsatz machen die moderne Frauenheilkunde zu einem vielseitigen modernen Fach, in dessen Vordergrund die Achtung vor der Individualität und körperlichen Integrität der Frau steht.